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Chikako Kaido
Die Insel
10. November 2016 um 20:00 - 21:00
KostenlosFoto: Wiebke Rompel
Wenn man einen Japaner nach seiner Heimat befragt, wird man in den meisten Fällen folgende Antwort bekommen: „Weißt du, Japan ist eine Insel…“. Dieser Satz beantwortet schon die meisten Fragen nach Japan, aber was er vor allem enthüllt ist das Selbstverständnis der Japaner, Bewohner einer Insel zu sein. Dieses Selbstverständnis rührt nicht nur von der Idee her, dass irgendwo hinter dem Meer ein Kontinent ist. Es rührt auch daher, dass jede Insel am Ende doch ihr eigener Kontinent ist.
Als Bewohner einer Insel kann man dies nicht erahnen. Man muss sie vom Gipfel eines Berges sehen oder auf einer Karte. So, wie wenn man eine Bühne von den höchsten Sitzen betrachtet, kann man alles sehen, das von den Bewohnern dieser Bühne erschaffen und erzählt wurde. In ihrer Kurzlebigkeit und starken geografischen Charakterisierung, erinnert mich die Insel an eine Bühne, wobei die Küste die von den Scheinwerfern markierte Schattenlinie zwischen Zuschauerraum und Szene ist. Die Bühne als limitierter Ort der Narration, der auf seinem eigenen Horizont die Bilder entfernter Welten projiziert.
Ich habe für dieses Projekt drei Inseln ausgewählt, die einer Grenzsituation entsprechen: eine wachsende Insel (Garbage Patch, Pazifik), eine untergegangene Insel (Ferdinandea, Italien) und eine künstliche Insel (Gunkanjima, Japan). Ich möchte von diesen Orte des Woanders und deren Geschichten in vom Körper erfundenen und bewegten Bilder erzählen. Jede Insel erzählt sich dabei durch die individuellen Geschichten Ihrer (Nicht-)Bewohner. Dabei soll die Narration jeder Insel in der Vergangenheit betrachtet werden, und die lokale Perspektive nach Verbindungen zur Gegenwart suchen.
Warum diese Grenzsituationen? Physisch, weil die Grenzen dieser ausgewählten Inseln unklar und labil sind. Demographisch: weil die Inseln derzeit unbewohnt sind. Die Erzählung blickt nach hinten in die Vergangenheit und in Richtung der Kontinente als Empfänger der Geschichten.
„Die Japanerin Chikako Kaido bewegt sich … auf ästhetischen Pfaden, die Konvention und Tradition hinter sich lassen.“ -Thomas Linden-
Konzept und Choreographie: Chikako Kaido
Performance: Judith Wilhelm
Violine: Naoki Kita
Stimme: Soya Arakawa
Bühnenbild, Licht: Ivan Geddert
Dramaturgie: Felix Meyer-Christian
Assistenz, Graphik: Jascha Viehstädt
„Chikako Kaidos choreographische Fantasie ist beachtlich“ -Bettina Trouwborst- (zu dem Gastspiel von „Azamino–Tokio“ in der Fabrik Heeder in Krefeld im Mai 2016.)
CHIKAKO KAIDO „Tansan-sui“, wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Düsseldorf und die Hans-Peter-Zimmer Stiftung in Düsseldorf. Besonderen Dank an das Forum Freies Theater in Düsseldorf.